Martin Herbert

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Pagans & Peacocks [PDF]
Catalogue Pagans & Peacocks, Museumspavillon, Salzburg, 2024

Salzburg-born artist Eva Grubinger takes familiar objects and forms and trans-forms them using various artistic maneuvers and interventions, bringing to light subliminal cultural currents in the present and hidden patterns in the past.

Pagans & Peacocks is presented in the exhibition space in the Baroque Mirabell Gardens, a former birdhouse for species partly brought back from distant lands; appropriately, many of the sculptures in this presentation of two- and three-dimensional works suggest devices for luring, caging, breeding and feeding birds. Gilded and ceremonially arranged, they equally recall liturgical paraphernalia and architecture, and sometimes instruments of forcible interrogation.

This speaks to an inglorious history. In the timeframe of the Baroque and the Enlightenment, the Catholic Church brutally persecuted ‘pagan’ communities both at home and abroad, who lived in relative spiritual harmony with nature and understood its rhythms, denouncing them as heretics and primitives. Looking back from today, when our relationship to the natural world is drastically out of sync, Pagans & Peacocks stages a confrontation between holistic living within animated nature and an urge to rule and exploit.

As with the ‘eyes’ in the peacock’s feather or the Catholic doctrine of transubstantiation – wine into blood, bread into flesh – many of these works are acts of presenting one thing in another. Giving an ecclesiastical ambience to the spaces they sit in are two ‘altars’, one high and one low, both covered with imperial, heraldic ermine patterning (using an animal in the service of power). Here these become places for creatures to feed and drink, nurture rather than sacrificing for supremacy. On one altar, a water trough also resembles a Church censer, on the other a gilded grass rack suggests Christ’s manger. Among Grubinger’s wall-based works, a gilded birdbath could equally be a font for holy water. Ritualistic-looking tasseled ropes are equipped with multivalent objects: a playful birdfeeder for parrots that could be a set of thumbscrews, the whole arrangement suggestive of an instrument of (self?)-flagellation. Other rope works are fitted with a pan flute or include a little bell, luring instruments, which also, of course, recall Mozart’s The Magic Flute; a fourth with a globe that might suggest planetary thinking or a space to be taken over.

Eva Grubinger’s two-dimensional graphic works, echoing heraldic compositions, extend these transformations and dialectics. Crossed feathers turn into an arrow and a writing implement (which can also be a weapon), a shield into a feathered mask, human figures merge into plants and birds – pointing towards shamanism – and, suggestive of the clash between control and a deeper connection to nature, a female mandrake blossoms into a peacock tail. Yet while the peacock represents pride, superiority, showing-off, it is also an iconographic figure of resurrection and immortality.

In Pagans & Peacocks, Grubinger condenses and illuminates a long continuum of schisms, and suggests it might not be too late to reconcile our relationship with the natural world, if we could only curb our vanity and desire to dominate.

Pagans & Peacocks [PDF]
Katalog Pagans & Peacocks, Museumspavillon, Salzburg, 2024

Die in Salzburg geborene Künstlerin Eva Grubinger verwandelt vertraute Gegenstände und Formen durch unterschiedliche künstlerische Manöver und Eingriffe und bringt so unterschwellige kulturelle Strömungen der Gegenwart und verborgene Muster der Vergangenheit ans Licht.

Pagans & Peacocks wird im Ausstellungsraum des barocken Mirabellgartens präsentiert, einem ehemaligen Vogelhaus für Arten, die teilweise aus fernen Ländern mitgebracht wurden; dementsprechend erinnern viele der Skulpturen in dieser Präsentation zwei- und dreidimensionaler Werke an Vorrichtungen zum Anlocken, Einfangen, Züchten und Füttern von Vögeln. Vergoldet und zeremoniell arrangiert, erinnern sie gleichermaßen an liturgische Utensilien und Architektur, und manchmal auch an Instrumente gewaltsamer Verhöre.

Dies spricht eine unrühmliche Geschichte an. In der Zeit des Barock und der Aufklärung verfolgte die katholische Kirche brutal „heidnische“ Gemeinschaften im In- und Ausland, die in relativer geistiger Harmonie mit der Natur lebten und ihre Rhythmen verstanden und denunzierte sie als Ketzer und Primitive. Aus heutiger Sicht, in der unser Verhältnis zur natürlichen Welt drastisch aus dem Gleichgewicht geraten ist, inszeniert Pagans & Peacocks eine Konfrontation zwischen einem ganzheitlichen Verständnis von beseelter Natur und dem Drang nach Herrschaft und Ausbeutung.

Wie bei den „Augen“ in der Pfauenfeder oder der katholischen Transsubstantiationslehre – Wein in Blut, Brot in Fleisch – handelt es sich bei vielen Werken der Ausstellung um die Darstellung einer Sache in einer anderen. Zwei „Altäre“, ein hoher und ein niedriger, die beide mit imperialen, heraldischen Hermelinmustern versehen sind (die Verwendung eines Tieres im Zeichen der Macht), verleihen den Räumen, in denen sie stehen, ein sakrales (kirchliches) Ambiente. Hier werden sie zu Platzhaltern, an denen Geschöpfe speisen und trinken, sich ernähren, anstatt sich für die Vorherrschaft zu opfern. Auf dem einen Altar erinnert eine Wassertränke an ein kirchliches Weihrauchfass, auf dem anderen eine vergoldete Grasraufe an die Krippe Christi. Eine von Grubingers Wandarbeiten könnte sowohl ein vergoldetes Vogelbad, als auch ein Weihwasserbecken sein. Rituell anmutende, mit Quasten besetzte Seile sind mit mehrdeutigen Objekten bestückt: Ein verspielter Futterspender für Papageien, der ein Satz Daumenschrauben sein könnte, suggeriert gleichzeitig auch ein Instrument zur (Selbst)-Geißelung zu sein. Drei Seilarbeiten sind mit einer Panflöte oder einem Glöckchen ausgestattet, Lockinstrumente, die auch an Mozarts Zauberflöte erinnern. Eine Vierte mit einer Weltkugel, versinnbildlicht planetarisches Denken oder einen zu erobernden Raum.

Eva Grubingers zweidimensionale, grafische Arbeiten, die an heraldische Kompositionen erinnern, erweitern diese Verwandlungen und Dialektiken. Gekreuzte Federn verwandeln sich in einen Pfeil und ein Schreibgerät (das auch eine Waffe sein könnte), ein Schild wird zu einer gefiederten Maske, menschliche Figuren verschmelzen mit Pflanzen und Vögeln – was auf Schamanismus hindeutet – und eine weibliche Alraune blüht zu einem Pfauenrad auf, als Hinweis auf das Aufeinandertreffen von Kontrolle und einer tieferen Naturverbundenheit. Doch während der Pfau für Stolz, Überlegenheit und Angeberei steht ist er auch eine ikonografische Figur von Wiederauferstehung und Unsterblichkeit.

In Pagans & Peacocks verdichtet und beleuchtet Grubinger ein langes Kontinuum von Spaltungen und schlägt vor, dass es vielleicht noch nicht zu spät ist, unsere Beziehung zur natürlichen Welt zu hinterfragen, wenn wir nur unsere Eitelkeit und unseren Wunsch zu dominieren zügeln könnten und beide Welten miteinander versöhnen.